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Einige Geschichten im Geschäftsleben sind so interessant, dass man Bücher drüber schreiben könnte. Über besonders herausstechende, hilfreiche, lustige oder ungewöhnliche Themen berichten wir auf unserem Blog.
Ein Unternehmen aus dem Bereich Isoliertechnik hatte sich telefonisch bei uns nach einer Schwenkbiegemaschine erkundigt. Hierbei fiel die Wahl auf das günstigste Modell. Natürlich wurde unsererseits angemerkt, dass es sich eigentlich um ein Modell für den Hobbygebrauch – wie z.B. privater Werkkeller oder Modellbau – handelt und für gewerbliche Zwecke ein höherwertiges Modell unbedingt zu empfehlen sei – dieses wurde jedoch abgelehnt.
So wurde das günstigste Modell dieser Bauart mit 1220 mm Arbeitslänge bestellt. Schon wenige Tage später klingelte das Telefon Sturm, da sich die Spedition beim Kunden zwecks Anlieferung zwar angemeldet hatte, jedoch nicht zum vereinbarten Termin beim Kunden erschienen war. Telefonisch teilte man uns daher mit, dass überhaupt angezweifelt wird ob eine Maschine unterwegs sei und die Rechnung daher auch nicht bezahlt wird. Eigentlich war man „gerade dabei“ die Rechnung anzuweisen, aber das wäre nun komplett gestoppt. Da auf der Rechnung extra vermerkt war, dass die Zahlung 5 Tage nach Erhalt der Ware erfolgen solle, konnte ich diese Aufgeregtheit nicht ganz nachvollziehen. Ohne Ware kein Geld – eigentlich war unser Kunde auf der sicheren Seite.
Einen Tag später jedoch wurde die Schwenkbiegemaschine tatsächlich angeliefert und gab erneut Anlass nicht nur telefonischen Kontakt mit uns aufzunehmen (Anrufbeantworter, Telefon), sondern auch per Mail sowie per Einschreiben mit Rückschein.
Was war passiert ?
Auf dem Modellbild der Maschine im Internet war eine Schwenkbiegemaschine mit einem Bedienhebel auf der rechten Seite abgebildet – es handelte sich dabei um eine um die Hälfte kürzere Ausführung mit 610 mm Arbeitsbreite. Geliefert wurde jedoch eine Maschine mit 2 Hebeln – links und rechts.
Eigentlich ein Grund zur Freude – nicht nur, dass man etwas gratis bekommt, sondern das ganze hat auch einen Sinn – es ermöglicht die Bedienung der Schwenkbiegemaschine entweder von der linken, oder von der rechten Seite. 2 Bedienhebel waren jedoch zuviel, weshalb uns schriftlich mitgeteilt wurde, dass für diese Maschine im Hause keine Verwendung vorhanden sei.
Daraufhin wurde der Versuch unternommen die Sachlage telefonisch zu klären – leider ohne Erfolg. 2 Hebel waren nicht bestellt. Den Vorschlag halt den linken Hebel abzuschrauben und uns zurückzusenden fand man aber auch nicht erheiternd und beendete das Gespräch.
Was der Kunde bis heute leider nicht begriffen hat – oder begreifen will ist, dass selbst auf dem Bild mit der kleinen Maschine erkennbar ist, dass auch dort auf der linken Seite ein Gewinde vorhanden ist, wo der Hebel, der im Lieferumfang halt rechts angeschraubt ist auch linksseitig montiert werden kann. Aber hier halt nur „entweder oder“ weil nur 1 Hebel im Lieferumang vorhanden ist.
Einen Rechtsstreit war uns die Sache nicht Wert – auch wenn wir unsere Chancen auf Vertragserfüllung durchaus positiv eingestuft hätten und so haben wir die Firma per mail informiert, dass wir die Maschine auf unsere Kosten abholen und über den Sachverhalt berichten.
Darauf hin bekamen wir dann vom Geschäftsführer selbst eine mail wo unser Geschäftsgebahren in Frage gestellt wird. Die Reklamation der Maschine wurde auch hierbei wieder damit begründet, dass 2 Hebel bedeuten, dass die Maschine mit „erheblich mehr Aufwand“ bedient werden muss. Und wir als Fachmann sicherlich wüssten warum.
Nein, wir wissen es nicht und leider wurde uns dieses auch noch nicht im Ansatz beantwortet oder erklärt. Es bleibt uns absolut unverständlich worin das Problem besteht, wenn der Benutzer die Freiheit hat entweder von Links oder von Rechts eine Maschine zu bedienen. Ebenso bleibt es unverständlich warum es – wenn man diese Freiheit nicht nutzen mag oder überfordert ist – unmöglich scheint einen der Hebel abzuschrauben. Und selbstverständlich bleibt die Unverständlichkeit erst recht bestehen, wenn man bedenkt, dass auch das kleinere Modell von beiden Seiten bedient werden kann.
Eigentlich ist auch anzunehmen, dass, wenn lediglich 1 Produktbild existiert und es von einer Maschine 4 Ausführungen in unterschiedlicher Länge gibt, nicht nur einer unbedarften Privatperson, sondern erst Recht einem Unternehmen bewusst sein muss, dass es hier Unterschiede geben muss.
Wir wünschen unserem ehemaligen Kunden jedoch alles gute und hoffen, dass jemand Ihm eine Maschine mit nur einem Hebel (bitte rechts montiert, links ist vielleicht eine zu große Umgewöhnung) liefern kann, wo auch auf der anderen Maschinenseite keine Vorrichtung ist um die Seite zu tauschen – nicht dass da mal jemand auf dumme Gedanken kommt und den gesamten Betrieb stilllegt.
Am einprägsamsten für mich war jedoch nicht nur die Tatsache, dass es ein gewerbliches Unternehmen (was Geld von seinen Kunden für eine Leistung verlangt) das billigste aus unserem Sortiment kauft – und selbst auf anraten diese Wahl zu überdenken auf die Lieferung bestanden hat, sondern auch dass anscheinend der gesamte Betrieb nicht weiter denken kann als bis hinter die Schreibtischkante.
Letztendlich ist es so als ob man ein Auto nach einem Prospektbild kauft und sich bei der Anlieferung beschwert dass auch auf der anderen Seite eine Tür ist. Der Rückgabegrund für den Kauf ist dann, dass eine 2te Tür auf der anderen Seite dazu führt, dass die Bedienung des Autos mit deutlich mehr Aufwand einhergeht und daher dieses Kraftfahrzeug nicht wirtschaftlich genutzt werden kann.
Eigentlich hatten wir vor auch den Firmennamen zu nennen. Wenn man nicht einmal die Grundzüge einer einfachsten Maschine begreift ist das heutzutage schon erstaunlich traurig. Letztendlich sind auch erhebliche Kosten entstanden für den Transport zum Kunden und für die Abholung.
Es hat sich jedoch gezeigt dass wir, selbst bei einem „entschärften Text“ der freundlicher bei der Umschreibung der Problematik war, zu weit oben in den Suchlisten aufgetaucht sind. Da wir jedoch die Hoffnung in uns tragen, dass neben dem Geschäftsführer und der Dame die die Schwenkbiegemaschine ursprünglich bestellt hat, auch noch Menschen arbeiten die etwas mehr Wissen und Erfahrung haben, haben wir uns entschlossen auf konkrete Hinweise komplett zu verzichten und dafür etwas deutlichere Worte hinsichtlich der Sachlage zu finden.
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